Zeit!

Ich weiß nicht, wie es euch so aktuell geht, aber ich habe häufig das Gefühl, dass die  Ereignisse der letzten Monate/Jahre ganz schön ihre Spuren hinterlassen. 

Unsere gefühlt heile Welt bekam hier in Deutschland nach meinem Empfinden 2015 mit der “Flüchtlingskrise” (Wir schaffen das! – Wir haben das übrigens geschafft!) ihre ersten Risse. 

Globale Probleme wirkten sich direkt hier in Deutschland auf uns aus. 

Damit einhergehend konnte man schon wahrnehmen, dass die sozialen Medien nicht für jeden gemacht sind.  

Mit steigender Nutzung der sozialen Medien hat auf einmal jeder Stammtisch-Parolen-Brüller die Möglichkeit seine Meinung kundzutun und auch noch Gehör zu finden, egal wie wahr die eigenen Aussagen auch sind. 

Zusätzlich begann die noAFD damit die Grenzen des sagbaren zu verschieben und Diskussionen zu vergiften. Was vorher ein NoGo war wurde jetzt einfach gesagt und später relativiert (wir werden Sie jagen, Mausgerutscht etc…). 

So richtig verschärft hat sich das Ganze dann mit der Corona-Epidemie. Ganz Deutschland war auf einmal Viren-/Lungen-/ Seuchen und Genspezialist. 

Wieder konnte in den sozialen Medien jeder seinen Senf ungefiltert in die Welt rausposaunen. 

Die folgende Klimakrisendiskussion, der Überfall Russlands auf die Ukraine und der daraus resultierende Krieg in unmittelbarer Nähe mit der einhergehenden Energiekrise und dann auch noch der aus dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel resultierenden Krieg in Nahost hat viele schlicht an die Grenzen ihrer mentalen und emotionalen Kapazitäten gebracht. 

Mittlerweile sind vernünftige Diskussion gar nicht mehr möglich.  

Jeder will mit seiner Meinung Recht haben und gibt dem gegenüber keine Chance mehr in eine sachliche Diskussion zu kommen. Unabhängig davon ob es valide Fakten gibt wird die eigene Meinung darüber gestellt. Alles läuft nach dem Prinzip: entweder bist du für mich oder gegen mich. 

Die sozialen Medien (Meta & Co) mit ihren Mechanismen sorgen dafür, dass man selbst auch immer wieder in seiner Meinung bestärkt wird, da man ja nur Inhalte der gleichen Interessen / Auffassungen serviert bekommt (Radikalisierung!). 

So verwundert es eigentlich nicht, dass der geneigte #NoAfD-Anhänger glaubt, die große Mehrheit der Deutschen denkt wie er  und jegliche andere Entwicklung als die Erwartete muss zwangsweise Manipulation/Betrug durch “die da oben” sein. 

Die kaum zu verarbeitende Menge an Informationen bringen den Einzelnen nun schnell dahin, dass Dinge nicht mehr rational sondern emotional bewertet werden. Und das führt dann scheinbar dazu, dass sich Narrative und Fake-News in die eigene Sicht verirren und zusätzlich dazu beitragen, Diskussionen zu erschweren. 

Das Tempo in dem wir mit Informationen geflutet werden macht es zunehmend schwer zu recherchieren, woher die Information stammt, welche zusätzlichen Quellen es gibt und zu prüfen ob diese Information (auch wenn Sie in das eigene Bild passt) wahr sind. 

Mir gefällt die augenblickliche Entwicklung so gar nicht. Wir rauschen von Tag zu Tag, von Krise zu Krise und jetzt auch von Krieg zu Krieg. Wie kann man aus diesem Sog ausbrechen? 

Im Augenblick wünsche ich mir hauptsächlich mehr Zeit (für alle).  

Zeit um Informationen zu überprüfen! 

Zeit um Informationen zu verarbeiten! 

Zeit um sich zu engagieren und Positivität zu verbreiten! 

Zeit um sich und seine Ansichten zu reflektieren! 

Zeit um sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren! 

Zeit um denen Hilfe zukommen zu lassen die Sie benötigen! 

Zeit für Empathie! 

Sorry für den langen Text, aber ich musste mir mal die Zeit nehmen und meine ganz eigenen Gedanken niederschreiben, ohne Anspruch auf wissenschaftlich fundierten Hintergrund.  Die Grafik habe ich mangels Zeit durch Midjourney erstellt.,